Angst der Eltern vor dem Schulbeginn – NLP in der Pädagogik
In den nächsten Wochen sind überall die Sommerferien zu Ende: Die Kinder und Jugendlichen freuen sich auf die oder den Lehrer*in, den Unterrichtsstoff und die Mitschüler*innen, die ABC-Schützen darauf, dass es nun endlich losgeht mit dem „richtig groß“ werden.
Freuen sie sich wirklich?
Und was ist mit den Eltern?
Spiegel online hat ein Interview mit der Pädagogin Anja Militzer veröffentlicht, die Erziehungscoaching anbietet. Ein dankbares Fachgebiet auch für NLP-Coaches: Die können sowohl Kinder und deren Eltern als auch Lehrer*innen coachen, wenn sie zusätzlich zu ihrer NLP-Methodik über Kenntnisse der Pädagogik verfügen.
Im Spiegel-online-Interview (das leider nur für Abonnenten verfügbar ist) sagte die Coach, dass viele Eltern Angst vor dem Schulstart hätten. Sie sorgten sich, dass ihr Kind den Verpflichtungen einer gesetzlichen Schulpflicht noch nicht gewachsen ist, sich weigern könnte, zur Schule zu gehen oder dass es in der Schule einfach untergeht. Einige befürchteten zudem, dass ihr Kind emotional noch nicht reif genug für die Schule ist.
Auf die Frage, was sie Eltern raten würde, die „klammern“, antwortet die Pädagogin (Zitat):
„Eltern kümmern sich nicht ohne Grund sehr intensiv um ihre Kinder. Oft haben sie selbst in der Kindheit kaum Unterstützung erfahren und wollen nun alles besser machen. Ihnen fehlt das natürliche Vorbild. Denn wir orientieren uns immer an dem Erziehungsmodell unserer Eltern. Wenn ich es anders machen möchte, ist es schwer, den richtigen Weg zu finden. Diesen Eltern fehlt oft Selbstbewusstsein und eine klare Haltung, daran arbeiten wir dann.“
Allein diese Antwort zeigt, welch‘ umfangreiche Coaching-Herausforderungen hier auf gute NLP-Profis wartet.
Ein Anker für die Kleinen
Die Übung ist für Lehrer*innen konzipiert, die ihre Schüler mit NLP-Hilfe stärken möchten. Doch auch als Mutter, Vater oder Kindergarten-Pädagogin können Sie, mit leichter Umformulierung, diese Übung nutzen:
Der Zauberstein: Ein Anker für die Kleineren (bis 12 Jahre)
Als Anker dient ein Stein. Diesen können Sie dem Schüler schenken, oder besser noch: Er bringt ihn mit. Der Stein muss in die geschlossene Hand passen. In Frage kommen:
- Kleine Halbedelsteine, Trommelsteine, Schmucksteine wie Amethyst, Malachit, Achat, Bergkristall.
- Hühnergötter (das sind Steine mit einem natürlich entstandenen Loch, die oft an Stränden zu finden sind und bei vielen Menschen als Glücksbringer gelten).
- Alle anderen kleinen Steine, die das Kind von einem als besonders empfundenen Ort mitbringt.
Wenn jede Schülerin ihren Stein ausgesucht hat, geht es los:
Der Schüler nimmt den Stein in die Hand, mit der er nicht schreibt, also Rechtshänder in die linke, Linkshänder in die rechte Hand. Geben Sie dann mit ruhiger (trance-geeigneter) Stimme folgende Anweisungen (in Klammern stehen Hinweise für Sie, die Sie nicht sprechen):
- Schließe deine Augen und die Hand und spiel ein bisschen mit dem Stein. Spüre ihn in deiner Hand. Fühlt er sich rau oder glatt an? Warm oder kühl? Was spürst du mehr: Ist er eher rund oder eher eckig? Beweg den Stein in deiner Hand so lange, bis er richtig gut liegt und es sich für dich gut anfühlt. (Einige Sekunden Zeit geben.)
- Jetzt öffne die Augen und auch die Hand und schau dir deinen Stein an. Entdeckst du etwas, das du bisher vielleicht noch gar nicht gesehen hast? (Lassen Sie die Schüler gern reden, bei einer größeren Gruppe können zwei oder drei Schüler einander berichten. Doch bewerten Sie nichts, geben Sie nichts vor: Alles, was das Kind sagt, ist gut. Und wenn es schweigt, ist es auch gut. Erzählen Sie nun mit einer sanften, zärtlichen Stimme, die geeignet ist, einen Trancezustand zu bewirken:)
- Kennst du das Märchen von Aladin mit der Wunderlampe aus „Tausendundeine Nacht“? Darin entdeckt der junge Aladin in einer Öllampe einen guten Geist, der ihm alle Wünsche erfüllt.
Stell dir vor, dein Stein hätte die Kraft dieser Zauberlampe! Und auch in ihm wohnt ein Geist, der dir die Kraft gibt, die du brauchst, um bei einem Test ganz ruhig und konzentriert arbeiten zu können. Damit das klappt, machen wir Folgendes: - Schließe deine Hand wieder um den Stein, sodass er gut geschützt ist. Atme ganz ruhig ein und aus. Du spürst den Stein in deiner Hand, während sich in deinem Bauch ein kleines, warmes Gefühl ausbreitet, das sich mit jedem Atemzug verstärkt. Spüre, wie das kleine Gefühl zu wachsen beginnt und sich zur Brust, zum Hals und in die Arme ausbreitet – immer weiter und weiter, ganz sanft.
Und es bewegt sich im Rhythmus deines Atems.
Und in diesem Gefühl ist alles, was du brauchst, wenn du mal aufgeregt bist: Ruhe, Freude und das Vertrauen, dass du alles schaffen wirst. Und du kannst alles schaffen, denn schon als Baby hast du Laufen gelernt, sprechen und herumhopsen. … Dann hast du Fahrradfahren gelernt, schreiben, lesen … und so viel mehr. Das war ganz schön schwer, und du hast es geschafft, ganz leicht! Du bist, wie jedes Kind auf dieser Welt, ein einzigartiges Wesen, ein geliebtes Wesen, ein starkes Wesen. … Ja! - (Langsam sprechen und zwischen jedem Satz einige Sekunden Zeit geben.)
Und jetzt, wo du weißt, dass du alles hast, was du brauchst, jetzt gib dem Gefühl deine Lieblingsfarbe. Und wenn du willst, noch einen tollen Ton, den du liebst.
Und es ist lustig, wie das Gefühl sich bewegt, zu leuchten beginnt und noch ein bisschen stärker wird.
Und du weißt, es ist in dir dieser gute Geist. Wenn du Lust hast, dann gib ihm jetzt einen Namen.
Spür noch einmal den guten Geist und lass ihn in den Stein in deiner Hand fließen. Und wenn er ganz drin ist, dann öffne die Augen. - (Separator. Wenn das Kind die Augen und die Hand geöffnet hat, fragen Sie, was es erlebt hat. Lassen Sie nur kurz erzählen und verlangen Sie keine Details. Manchmal möchten Menschen jetzt gar nicht reden – und auch das ist in Ordnung. Vergewissern Sie sich nur, ob die Trance funktioniert hat. Wenn Sie das Kind anschauen und vermehrte Tränenflüssigkeit und einen leicht abwesenden, scheinbar „müden“ Blick wahrnehmen, sehen Sie einen posthypnotischen Zustand: Dann hat Ihre Arbeit voll gewirkt. Falls das beim ersten Versuch nicht gleich funktioniert hat: Einfach öfter wiederholen. Es geht weiter:)
- Lass uns jetzt noch etwas anderes ausprobieren. Nimm den Stein in die Hand, schließe wieder die Augen und reibe den Stein dann mit deinem Daumen. Stell dir vor, dass das der Zaubertrick ist: Wenn du mit dem Daumen den Stein reibst, fließt der gute Geist aus dem Stein in deinen Körper und ist dann ganz und gar für dich da. Okay? Und dann lass den Geist wieder in den Stein fließen. (Etwas Zeit geben.)
- (Separator: Holen Sie das Kind wieder ins Hier und Jetzt. Geben Sie dann eine „Hausaufgabe“ auf:)
Jeden Abend vor dem Schlafen holst du deinen treuen Freund zu dir, indem du den Stein mit dem Daumen reibst, und lässt ihn nach kurzer Zeit wieder in den Stein zurückfließen. Du hast es ja schon gelernt: Du brauchst nur den Stein reiben und dir vorstellen, wie der Geist in deinen Körper fließt, und wieder reiben, und dir vorstellen, wie er zurück in den Stein fließt.
Aus:
Petra Dannemeyer, Ralf Dannemeyer
„NLP-Übungsheft für Lehrer“
Junfermann-Verlag, 2015
Übung 29, Seite 34
Aktuelle Literatur unserer Mitglieder zum Thema:
Iris Komarek:
Unser Mitglied Iris Komarek setzt auf einen ganzheitlichen Lernansatz, der nicht nur Lernmethoden oder -techniken vorstellt, sondern auch mentale und emotionale Komponenten berücksichtigt. In ihrem Buch geht es vor allem darum, Menschen schnell in eine positive, aufnahmebereite und motivierte Lernstimmung zu versetzen – NLP, Zeitmanagement oder Konzentrationstechniken.
Dr. Petra Dannemeyer, Ralf Dannemeyer:
Das NLP-Praxisbuch für Lehrer – Effektive Handlungsstrategien für den schulischen Alltag
NLP und seinen lösungsorientierten systemischen Ansatz für den Schulalltag nutzbar machen – das ist das Anliegen in diesem Buch. Dabei steht die Lehrerpersönlichkeit mit ihrem Veränderungspotenzial im Vordergrund. Die Übung „Ein Anker für die Kleinen“ stammt aus dem Übungsheft zum Buch.
Die Seite der Fachgruppe Pädagogik im DVNLP: www.dvnlp.de/fg-paedagogik
Infoseite des DVNLP zum Thema NLP in der Pädagogik
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